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Hühner halten im eigenen Garten

sasciaskleinegartenfarm im Interview

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Sascia vom Instagram-Kanal @sasciaskleinegartenfarm hält nun seit über 10 Jahren Hühner in ihrem eigenen Garten und hat sich damit einen persönlichen Kindheitstraum erfüllt.

Auch bei vielen anderen Gartenbesitzern liegt die Hühnerhaltung im Trend, weshalb wir von Sascia wissen wollten, was es dabei eigentlich alles zu beachten gilt und was sie noch unerfahrenen und werdenden Hühnereltern mit auf dem Weg geben möchte.

Neben Hühnern gibt es in Sascias Selbstversorger-Garten noch vieles zu entdecken, von Gemüseanbau, über Haltbarmachung bis hin zu tollen Rezeptideen. Schaut also unbedingt auch auf ihrem Kanal vorbei!

Neben einem Interview, hat Sascia sich zusammen mit uns auch noch einen DIY-Hühnerstall aus einem Gartenhaus selbst gebaut. Die genaue Anleitung dazu findest du hier. 🐔



Warum hast du dich für die Hühnerhaltung entschieden? Wie viele und welche Hühner hast du und wie hat sich die Hühnerhaltung bei dir von Beginn an entwickelt?

Sascia: Als vor nun fast 15 Jahren unsere ersten eigenen Hühner bei uns eingezogen sind, hatte das mehrere Gründe: Zum einen wollten wir eigene Eier von Tieren, von denen wir gesichert wussten, dass es ihnen wirklich gut geht, Eier garantiert ohne Tierleid.

Zum anderen bieten eigene Hühner viele Vorteile für den Selbstversorgergarten: Hühner können helfen, die Schneckenplage einzudämmen, in dem sie deren Gelege fressen, sie lockern durch ihr Scharren im Frühjahr moosige Stellen Garten auf und ihr Mist gibt stark verdünnt hervorragenden Dünger für die Beete oder verrottet unglaublich reichhaltige Komposterde.
Ganz abgesehen davon sind Hühner einfach tolle Tiere mit Persönlichkeit und Charakter, starken sozialen Bindungen und Freundschaften untereinander und es macht Spaß, sich mit ihnen den Garten zu teilen.

Wir sind vor 15 Jahren mit 5 Hennen gestartet und haben aktuell 18 Hennen und zwei Hähne, Vater und Sohn. Für ein buntes Eierkörbchen haben wir eine gemischte Schar aus Araucana, Marans, Haubenhühnern, Riesenbrahma und Mixen, zum Teil aus eigener Nachzucht.
Inzwischen sind auch noch Wachteln dazu gekommen.
Also aufpassen: Hühner machen süchtig 😉

Wie und wie lange hast du dich im Vorfeld darüber informiert? Hast du lange überlegt, bis du dich für Hühner entschieden hast?

Sascia: Für mich war schon seit meiner Kindheit an klar, dass ich einmal auf einem Bauernhof leben wollte. 😊

Ein Bauernhof ist es zwar nicht geworden, aber als wir das Elternhaus meines Mannes mit einem großen Garten übernommen haben, war schnell klar, dass wir aus dem einstigen Rasenmähergarten einen Selbstversorgergarten, eine sogenannte Backyard Farm, gestalten wollten. Dazu gehörten neben eigenem Obst und Gemüse für uns natürlich auch Hühner.

Da wir sehr ländlich wohnen und ein paar unserer älteren Nachbarinnen selbst seit Jahrzehnten Hühner hielten, versorgten sie mich mit allen relevanten Ratschlägen. Zusätzlich kaufte ich mir einen Ratgeber und ein Buch über Hühnerrassen und fing gemeinsam mit meinem Mann an, den Garten umzuplanen.

Welche Faktoren haben dabei die größte Rolle gespielt und worüber sollte man sich besonders Gedanken machen, bevor man sich Hühner in den Garten holt?

Sascia: Wie oben erwähnt, war uns sehr wichtig, eigene Eier aus artgerechter glücklicher Tierhaltung zu bekommen. Tiere, bei denen wir unabhängig von einer hübschen Eierschachtel und noch so vielversprechenden Werbeslogans WIRKLICH wissen, wie sie leben. Frei von Skandalen, die es eigentlich nicht geben sollte und frei von Tierleid. Hühner leben natürlich in Gruppen, nicht in Massen. Für uns sind sie Lebewesen mit Charakter und keine reinen Eierlieferanten. Das gilt es als erstes zu bedenken, wenn man sich Hühner in den Garten holt. Auch, und das wird allgemein oft falsch dargestellt: Hühner können richtig alt werden. Ein Huhn ist mit 1,5 – 2 Jahren noch lange nicht alt. Nur nicht mehr wirtschaftlich. Unsere ältesten Damen kommen nun ins achte, bzw. neunte Lebensjahr. Sie sind immer noch fitte, glückliche und hübsche Hühner. Sie legen nur nicht mehr jeden Tag. Auch nicht mehr jede Woche. Das sollte man bedenken, wenn man sich Hühner anschafft.

Jede Henne kommt mit einer fest angelegten Anzahl an Eiern auf die Welt, sogenannten Follikeln, die sie im Laufe ihres Lebens als Eier ablegt. Die Legeleistung einer Henne ist in ihren ersten 1-2 Lebensjahren am stärksten. Sie legt im Schnitt jeden oder jeden zweiten Tag ein Ei. Danach sinkt die „Leistung“ und die Abstände können länger werden. Das sollte man bedenken, wenn man sich Hühner holt und ggf. über ein, zwei Jahre versetzt seine Schar aufbauen. Sonst kann es passieren, dass man nach ein paar Jahren zwar füttert, aber vergleichsweise wenig Eier bekommt. Oder natürlich, man schlachtet, sofern man das möchte, kann und die räumlichen Möglichkeiten dazu hat und das Huhn nicht in „Rente“ gehen lassen möchte. Das sollte man sich vorher überlegen.

Wie viel kostet es, Hühner im eigenen Garten zu halten? Lohnt sich das überhaupt?

Sascia: Die Kosten sind natürlich abhängig von der Größe der Schar, der Futterqualität, die man zu zahlen bereit ist, der räumlichen Kapazitäten von Futter- und Einstreumenge, also ob man im Großgebinde oder eher in kleineren Mengen einkaufen kann und ob schon ein Stall oder Gartenhaus vorhanden ist. Auch, ob man Rassegeflügel vom Züchter oder Mixe, die genauso hübsch und possierlich sein können, Mast- und Fleischrassen, Eierleger, Zwienutzungshühner oder eher Ziergeflügel, die oft eine geringere Legeleistung als Hochleistungsrassen haben, halten möchte.

Wenn man Hühner der Wirtschaftlichkeit wegen halten möchte, würde ich grob sagen, dass es sich in artgerechter Haltung, auch im Hinblick auf die bereits angesprochene Lebenserwartung und Legeleistung nicht rechnet. Aber das muss es auch nicht. Hühnerhaltung kann und darf Liebhaberei und Hobby sein, genauso wie jedes andere Haustier, das man zur eigenen Freude hält.

Wenn man Hühner zur reinen Selbstversorgung halten möchte, also neben Eiern auch Fleisch möchte, kann man mehr „herausholen“.

Schaden die Hühner deinem Garten bzw. was stört dich vielleicht an der Hühnerhaltung?

Sascia: Ausbrecher Hühner können im Selbstversorgergarten durchaus „Schaden“ anrichten, wenn sie sich wieder mal selbstständig den Freigang genehmigen und an das junge Gemüse oder den Salat gehen. Aber auch ein hübsch gepflegter Ziergarten kann von ihnen auf der Suche nach Insekten und Würmern ganz schön auf links gedreht werden, vor allem, wenn man gemulcht hat.

Tatsächlich stört mich nichts an der Hühnerhaltung – ganz im Gegenteil, ich genieße es sehr, mit einer Tasse Kaffee im Garten zu sitzen und einfach nur zu gucken. Das ist das Größte.

Gegenfrage: Warum macht dir die Hühnerhaltung so viel Freude und welche Vorteile hast du dadurch? Vielleicht auch Vorteile, die du vorher nicht auf dem Schirm hattest?

Sascia: Hühner sind, wie alle Tiere, Persönlichkeiten mit Charakter, Eigenarten und Eigenheiten. Es macht unglaublich Spaß, ihre Vorlieben, Abneigungen oder Marotten kennen zu lernen und ihre Gruppendynamik zu beobachten: Wer hängt beim Vormittagsputzen und Nickerchen mit wem am liebsten und wo ab, welche Hennen gehen gemeinsam zum Eierlegen (erst letztens haben sich vier Damen ein einziges Legenest gleichzeitig geteilt 😆), wer legt Wert auf Streicheln und wer gar nicht und wer ist die erste, die über den Zaun geht, wenn ich ihr den Rücken zu wende 😄.

Ein Vorteil ist ganz klar die Frische der Eier. Ich bekomme sie legefrisch direkt am Legetag in meine Küche, was die Rezeptpalette natürlich ordentlich erweitert. Tiramisu oder selbstgemachte Mayonnaise aus tagesfrischen Eiern ist einfach das Beste. Noch dazu sind Eier von freilaufenden Hühnern, die sich Insekten und Würmer selbst suchen können, voll von wertvollen Vitaminen und Nährstoffen. Das können Massenlegebetriebe in der Form und Menge schwerlich bieten.

Welche Herausforderungen gilt es bei der Hühnerhaltung im Garten zu meistern und welche Tipps hast du dafür?

Sascia: Für Krankheiten und Verletzungen ist es sinnvoll sich eine Erste-Hilfe-Apotheke zuzulegen, die Nummer eines vogelkunden Tierarztes griffbereit zu halten und sich an die vom eigenen Landkreis, bzw. Bundesland vorgeschriebenen Vorgaben an Impfungen und Haltungsbedingungen zu halten.

Hühner kommen mit Kälte tatsächlich wesentlich besser klar, als mit Hitze. Für den Winterstall genügt ihnen ein zugluftfreier, trockener Stall, saubere Einstreu und gutes Futter. Sie brauchen keine Heizung, das wäre sogar kontraproduktiv oder Beleuchtung. Wer doch beleuchten will, um auch im Winter auf eine gewisse Zahl an Eier zu kommen, sollte sich für spezielle Geflügellampen entscheiden. Herkömmliche Glühbirnen werden Hühnern (und auch Wachteln) als ständig flackernd wahrgenommen, was zu Stressverhalten und Unruhe führen kann.

Der Stall sollte unbedingt von allen Seiten rundum sicher sein. Je nach Wohnsituation können Ratten (vor allem Küken und sehr jungen Hühnern), Wiesel, Marder, Füchse, Krähen (Küken/jungen Hühnern) oder Greifvögel den Tieren gefährlich werden.
Maschendraht sollte so stark sein, dass er Verbiss standhält, Holzelemente dick und stabil genug, um Nageversuchen zu widerstehen, die Hühnerklappe, Fenster- und Türelemente fest verschließbar und von außen durch Fressfeinde nicht zu öffnen sein. Vor allem Füchse und Marder sind hier sehr einfallsreich.
Im Freilaufgehege schützen Büsche und Bäume vor Greifvögeln, bieten Anflugschutz und Versteckmöglichkeiten. Wer es von der nachbarschaftlichen Wohnsituation her kann, sollte einen Hahn halten, da Hähne es als sehr wichtige Aufgabe ansehen, ihre Damen zu beschützen und rechtzeitig vor möglichen Gefahren zu warnen – und wenn es nur ein frecher Spatz ist.

Was benötigt man alles, um Hühner im eigenen Garten zu halten? Was hat sich für dich bewehrt und wovon würdest du eher abraten?

Sascia: Das Hühnerhaus sollte unbedingt begehbar sein und Raum für einen Stall- sowie einen Wirtschaftsbereich bieten. Im Sommer mag es noch spannend sein, den Stall zu reinigen, Eier zu sammeln und Futter und Wasser aufzufüllen. Sobald es regnet, stürmt oder gar schneit, macht es gleich viel weniger Spaß, wenn man dabei im Freien steht und den Elementen ausgeliefert ist. Und gerade dann ist regelmäßiger „Stalldienst“ meines Erachtens am wichtigsten.

Für den Stalldienst empfehle ich ein eigenes Paar Schuhe, ganz normale Gartenclogs reichen vollkommen, ein Kehrblech, einen Eimer, einen Besen, einen kurzen Rechen und eine Katzenkloschaufel für die tägliche Stallreinigung. Einmal wöchentlich nehme ich die Grundreinigung vor, bei Regen- und Matschwetter öfter, je nach Feuchtigkeit. Zum Schutz vor Schädlingen streue ich regelmäßig Kiesel- bzw. Mircogur (Herstellerinfo beachten) und kalke zweimal im Jahr den gesamten Stall. Im Sommer öffne ich tagsüber alle Türen und Fenster des Hühnerhauses, um Frischluft und Luftzirkulation zu gewährleisten und Hitzestau zu verhindern.

Hühner brauchen Beschäftigung und Freigang. Je weniger Freifläche ihnen zur Verfügung steht, umso mehr sollte man ihnen an Beschäftigungsmöglichkeiten bieten, um Stress- und Fehlverhalten durch Langeweile vorzubeugen.

Beschäftigungsmöglichkeiten sind z. B. aufgehängte Leckereien, wie Salatköpfe, Äpfel oder Gurken, nach denen sie sich strecken müssen. Wenn wir im Frühjahr und Spätherbst den Baum- und Strauchschnitt vornehmen, streuen wir ihnen auch immer das Häkselmaterial in den Freilauf und geben ein paar Schaufeln Körnerfutter dazwischen. Das ist Pick- und Scharrspaß für Stunden, wenn nicht Tage.

Wer genug Platz hat, kann Teile des Auslaufs abteilen und dort frisches Gras aussäen oder höher wachsen lassen – sie werden mit Freuden alles untersuchen, scharren und wieder zerlegen. 😄

Das Staubbad ist wesentlicher Bestandteil der Gefiederpflege, dient aber auch der Beschäftigung, ebenso wie große Steine, Bretter oder Platten, die man in den Auslauf legen kann und nach ein, zwei Wochen umdreht, darunter finden sich viele Würmer, Schnecken und Krabbeltierchen, die sie mit Freude picken.

Was hättest du vielleicht gerne gewusst, bevor du dir Hühner geholt hast?

Sascia: Das Hühner liebend gerne sonnenbaden. Sie liegen dann da, wie tot. Als ich das erste mal um die Hausecke bog und plötzlich alle Hennen, seitlich liegend, die Beine von sich gestreckt mit abgespreiztem Flügel „tot“ am Boden lagen, blieb mir fast das Herz stehen.

Was würdest du werdenden Hühnerhaltern gerne noch mit auf den Weg geben?

Sascia: Wer eine Glucke hat und niedliche Küken ausbrüten lassen möchte, was eine unglaubliche Freude und auch ein großes Abenteuer ist, sollte sich vorher jedoch im Klaren sein, dass ca. die Hälfte Hähnchen schlüpfen werden (manchmal auch mehr), die alle ein Zuhause brauchen. Da jedes Jahr viele Hähne schlüpfen, ist die Möglichkeit, alle in ein Zuhause vermitteln zu können, jedoch verschwindend gering, so dass es in 99,9% früher oder später nötig sein wird, zu schlachten. Und das ist so hart, wie es klingt. Wenn man das nicht übers Herz bringt, sollte man keine Küken ausbrüten lassen.

Seid euch, sofern ihr nicht schlachten möchtet, im Klaren, dass Hühner länger leben können, als sie Eier legen und man unter Umständen länger füttert, als man gefühlt „etwas davon hat“. Habt einfach Spaß und Freude an euren Tieren.


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